Rekordniedrigwasser an den regionalen Bächen und Flüssen in Teilen Westdeutschlands

 

 

Das Jahr 2011 stach durch viele lange, zum Teil über mehrere Wochen andauernde, Trockenperioden hervor. Diese Entwicklung war noch zu Jahresbeginn praktisch unvorstellbar. Nachdem bereits in den ersten 15 Tagen des Januars in der Region südlicher Westerwald verbreitet Regenmengen von 50 bis 100mm registriert wurden und diese zusammen mit der enormen Schneeschmelze (es lag verbreitet eine Altschneedecke von 10 bis 60cm) eines der stärksten Hochwasser an den regionalen Bachläufen während der letzten 50 Jahre hervorrief, wurde es in den Folgewochen immer trockener und die niederschlagsfreien Perioden immer länger.

So fielen zwischen Mitte Februar und Ende Mai, also in einem Zeitraum von etwa 110 Tagen nur magere 45mm Niederschlag, normal wären in dieser Zeitspanne jedoch um die 220mm gewesen. Zusammen mit dem extrem milden und sonnigen Frühjahr sowie einem sehr zeitig einsetzenden Vegetationsbeginn, sanken die Pegel erstmals deutlichst ab und erreichten in etwa die Werte aus dem Frühjahr 2007, ohne diese jedoch unterbieten zu können.

Es folgte ein wechselhafter und mäßig warmer Sommer. Die Regenmengen fielen wieder ergiebiger aus und so konnten zwischen Anfang Juni und Ende August leicht überdurchschnittliche 290mm Niederschlag gemessen werden. Diese Mengen reichten jedoch gerademal aus, den täglichen Wasserbedarf in der Natur zu decken. Die Böden saugten das dringend benötigte Wasser auf wie ein Schwamm und gaben es direkt an die Pflanzen weiter. Eine überdurchschnittliche Abflussmenge in die regionalen Bäche und Flüsse blieb dabei weitgehend aus, so dass sich die Pegel nur ganz allmählich von dem Niedrigwasser im Frühjahr erholten.

Nachdem auch noch die erste September- und Oktoberhälfte relativ feucht ausfiel, waren in der zweiten September- und Oktoberhälfte sowie im gesamten November nennenswerte Niederschläge absolute Fehlanzeige. Statt der durchschnittlich zu erwartenden knapp 200mm Niederschlag von Anfang September bis Ende November, kamen lediglich etwas über 130mm Niederschlag vom Himmel. Insbesondere der November, der als der trockenste Monat in ganz Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Geschichte eingeht, stach in Hangenmeilingen mit seinen nur knapp 5mm anstelle der sonst zu erwartenden rund 70mm hervor.

Wie schon im Frühjahr war die Ursache eine äußerst stabile Hochdruckwetterlage, die sich immer wieder über Mitteleuropa regenerierte und uns tage- zum Teil auch wochenlang sonniges und mildes Wetter berscherte. Hier konnte man noch froh sein, dass sich diese Wetterlage nicht noch in den Sommermonaten gehalten hatte, sonst wären die Folgen für Natur, Landwirtschaft und Mensch katastrophal geworden. Aber auch so bekamen wir in indirekter Weise die Folgen des extremen Niedrigwassers zu spüren. Über knapp 2 Monate hinweg konnten die Schiffe auf den großen Wasserstraßen Westdeutschlands zum Teil nur mit weniger als der Hälfte an Last fahren, weil selbst in den ausgebaggerten Fahrrinnen nicht mehr genügend Wasser unter dem Kiel war und die Schiffe nicht mehr mit dem benötigten Tiefgang fahren konnten. Dies hatte steigende Preise, unter anderem bei den Kraftfahrstoffen zur Folge.

Beispielhaft für die lange andauernde Hochdruck- und Trockenperiode nun noch einige Luftdruckanalysekarten aus dem Bereich Europa:

Diese Luftdruckanalyse stammt vom 20. September 2011 und zeigt hohen Lufdruck mit um die 1020 Hektopascal über weiten Teilen West- und Mitteleuropas. Schwache Tiefdruckaktivität befindet sich hier nur über dem Nördlichen Atlantik.

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(Quelle: www.wetterzentrale.de)

Ende September 2011 liegt der Hochdruckschwerpunkt genau über Deutschland mit einem Luftdruck von mehr als 1030Hektopascal. Typisches Altweibersommerwetter bei spätsommerlichen Temperaturen und Dauersonne waren die Folge.

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(Quelle: www.wetterzentrale.de)

Auch Ende Oktober zeigt sch immer noch das gleiche Bild. Hochdruckeinfluss über weiten Teilen Europas und nur der äußerste Norden und weite Teile des Atlantiks werden von Tiefdruckwetter beeinflusst. Zwar hat sich die Hochdruckstärke zwischenzeitlich etwas abgeschwächt, eine milde südwestliche Höhenströmung blieb jedoch dennoch erhalten.

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(Quelle: www.wetterzentrale.de)

 

Für den November, den eigentlichen Hochdruckmonat im Herbst 2011, stehen bislang noch keine Luftdruckanalysekarten zur Verfügung, werden jedoch zeitnah hinzugefügt. Nachdem wir uns nun die meteorologische Ursache für die extreme Trockenperiode im Herbst 2011 in weiten Teilen Deutschlands angeschaut haben (im Übrigen geht der Herbst 2011 auch als der niederschlagsärmste Herbst in Deutschland seit Aufzeichnungsbeginn in die Wetterbücher ein), nun noch die bildlichen Auswirkungen dieser wochenlangen persistenten Wetterlage:

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Der Lasterbach in Elbtal Dorchheim Ende November 2011. Der Bach wird nur noch vom Quellwasser aus dem Westerwald gespeist.

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Noch weitaus deutlicher sind die Auswirkungen am Elbbach in Elbtal Heuchelheim zu sehen. Hier ist das Flussbett nahezu komplett ausgetrocknet. Nur noch ein schmaler Rinnsal ist übrig geblieben. Zum Teil handelt es sich auch um ein stehendes Gewässer ohne nennenswerte Fließgeschwindigkeit. Eine Pegelmessung ist hier kaum mehr möglich. Auch der Elbbach wird hier nur noch von seinem eigenen Quellwasser gespeist.

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Auch dieses Bild wurde am Elbbach in Heuchelheim aufgenommen. Im Hintergrund sieht man anhand des Treibgutes gut, in welchem Maße das Flussbett sonst genutzt wird. Der Pegel liegt hier nochmals deutlich tiefer als während des Niedrigwassers im April 2007.

 

Als Vergleich ein Bild vom Januar 2011.Ein direkter Standortvergleich ist wegen des Hochwassers leider nicht möglich gewesen.

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Doch nicht nur an den Bächen im südlichen Westerwald herrschte extremes Niederrigwasser, sondern, wie bereits geschildert auch an größeren Flüssen. Deshalb hier noch einige Bilder von der wohl wichtigsten Wasserstraße Deutschlands, dem Rhein, der sich komplett zurückgezogen hatte und die Flussbreite zum Teil deutlich weniger als 50 Meter breit war.

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Große Sand- und Kiesbänke störten und gefährdeten den Schiffsverkehr hier erheblich.

 

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