Starkes Hochwasser im südlichen Westerwald

im Januar 2011

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Das Rekordhochwasser im Januar 2011 nahm seinen Ursprung bereits mit den enormen Schneemassen, welche einige Wochen zuvor in unserer Region gefallen waren. Doch so schnell und massiv das Winterwetter im Dezember kam, so schnell verschwand es auch wieder. Bereits zu Weihnachten setzten sich ja etwas mildere Luftmassen durch, dennoch war der Witterungscharakter bis zum Beginn des Jahres 2011 noch überwiegend hochwinterlich mit einer vielerorts noch mehr als 30cm, in den Hochlagen sogar knapp 70cm dicken Schneedecke.

Doch bereits die ersten Tage im neuen Jahr sorgten für eine durchgreifende Milderung mit leichten, teils auch mäßigen Regenfällen, die die Schneedecke bis zu Beginn der 2. Dekade vielfach abtauen ließ. Nur in den Hochlagen des Westerwaldes hielt sich bis zu diesem Zeitpunkt noch eine kompakte und von Wasser gesättigte Altschneedecke. In den unteren Lagen tauten die Schneemassen bereits im Vorfeld der zur Monatsmitte anstehenden ergiebigen Regenfälle ab. Um zu verdeutlichen, welche Wassermassen bereits flächendeckend in das Erdreich einsickerten, muss man sich die Beschaffenheit der Schneedecke genauer anschauen:

In der Regel gilt, dass 1cm Schnee etwa 1Liter Wasser auf jeden Quadratmeter bedeutet. Bei einer Schneedecke von zumeist 30 bis 90cm im Einzugsgebiet von Elbbach, Lasterbach und Lahn würde man also theoretisch auf eine Wassermenge von 30 bis 90lm² kommen. Doch die Schneedecke war nahezu 100% mit Feuchtigkeit gesättigt. Was aber bedeutet dies?

Hierzu ist das Wetter zwischen dem 20. Dezember und dem Beginn des massiven Tauwetters zu Jahresbeginn entscheidend. Nach dem Ende des Schneechaos um den 20.12. wechselten sich in den darauf folgenden Tagen mildere Phasen mit Tauwetter und Regen, mit kälteren Phasen samt Frost und etwas Schnee ab. Da es sich bei dem Schnee um lockeren Pulverschnee handelte, konnte dieser noch relativ viel Feuchtigkeit aufnehmen. Die Schneedecke fungierte also sozusagen als ein Schwamm für den gefallenen Regen und saugte diesen vollständig auf. Es wurde bis dahin also kaum Regenwasser in den Boden geleitet, sondern nahezu alles in der Schneedecke gespeichert. Zwischen dem 20.12. und dem Beginn des Jahres 2011 fielen oftmals 10 bis 30mm Niederschlag, so dass sich das Wassergehalt der Schneedecke auf zumeist 60 bis knapp über 100lm² erhöhte.

Ab dem 06. Januar stiegen dann die Höchstwerte auf 5 bis örtlich 10°C an, so dass die nun komplett gesättigte Schneedecke in Verbindung mit den neuerlich einsetzenden Regenfällen in Rekordzeit abschmolz. Da die Böden zum Teil aber noch tief gefroren waren, konnte das Wasser nur allmählich im Erdboden versickern. Rasch waren auch die obersten aufgetauten Bodenschichten mit Wasser gesättigt, so dass die Wassermassen damit nahezu ungehindert in die Bäche und Flüsse weitergeleitet wurden.

 

Wetterlage am 12. und 13. Januar 2011

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(Quelle: www.wetterzentrale.de)

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(Quelle: www.wetterzentrale.de)

 

Am 12. und 13. Januar setzte dann an der Grenze zwischen milderer Luft im Süden und kälterer Luft im Norden, zu allem Überfluss aus Westen auch noch länger anhaltender mäßiger Regen ein, der sich vor allem an den Westhängen des Westerwaldes staute und somit zu ergiebigen Niederschlagsmengen führte. In Hangenmeilingen fielen in einem knapp 48stündigen Zeitraum etwas mehr als 35lm², in den Staulagen des Westerwaldes waren es teils sogar über 50mm. Zusammen mit der gesättigten Schneedecke mussten die Bäche und Flüsse in Rekordzeit flächendeckende Wassermengen von vielfach 100 bis in der Spitze gut 150lm² aufnehmen und Richtung Lahn und Rhein transportieren. In Verbindung mit den gefrorenen und gesättigten Böden, ein im Winterhalbjahr explosiver Cocktail für starke Hochwässer. Hiervon betroffen war vor allem unsere Region, in Richtung Lahntal regnete es weitaus weniger kräftig, so dass sich das Hochwasser in erster Linie auf Elbbach und Lasterbach sowie kleinere Bäche im Einzugsgebiet des Westerwaldes konzentrierte.

Die Pegel stiegen in Rekordzeit, so dass den Anwohnern an den regionalen Flussläufen nur wenig Zeit blieb die Keller vor dem steigenden Wasser leerzuräumen. Besonders hart traf es den Elbbach, der teilweise einen Pegelstand erreichte, der mit dem Jahrhunderthochwasser im Winter 1983/ 1984 vergleichbar war. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz um Keller leerzupumpen, Sandsäcke zu verteilen und Straßensperrungen zu errichten, da viele Kreisstraßen unpassierbar waren. Auch an der Lahn wurde teilweise Meldestufe 2 und damit die höchsten Wasserstände seit vielen Jahren erreicht. Da es am Oberlauf der Lahn (Oberhessen, Marburger Land) jedoch weitaus weniger ergiebig geregnet hatte, wurden hier keine neuen Pegelrekorde verzeichnet.

In den darauffolgenden Tagen entspannte sich die Situation aber schnell wieder, da neuerliche ergiebige Regenfälle ausblieben und die Pegel damit Stück für Stück auf Normalmaß absinken konnten. Hier nun einige Bilder, die das Hochwasserereignis eindrucksvoll dokumentieren:

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Aus den Feldern strömen wahre Wassermasen in Richtung der Bundesstraße 54 bei Dorchheim

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Der Lasterbach bei Dorchheim ist zu einem reißenden Wildbach angeschwollen und tritt über die Ufer

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Hier mal ein Vergleichsbild des Lasterbachs im Frühjahr 2007

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Auch der Elbbach bei Heuchelheim war zu einem knapp 100m breiten Strom angeschwollen

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Felder in Ufernähe wurden überspült

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Straßen, wie hier die Kreisstraße zwischen Heuchelheim und Frickhofen wurden innerhalb weniger Minuten unpassierbar

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Das Wasser suchte sich nun seine eigenen Wege und machte auch vor Warnbarken keinen Halt

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Felder wurden teils bis zu einem Meter hoch mit Wasser geflutet wie hier zwischen Niederzeuzheim und Hadamar

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In von Menschen gestalteten Flussläufen, wie hier in Hadamar, waren die Wassermassen besonders eindrucksvoll anzusehen und wirkten zugleich sehr bedrohlich

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Auch das alte Schloss war vor den Wassermassen des Elbbachs nicht sicher

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Land unter auch im Bereich des Restaurants "Fohlenhof"