DIE EISKÄLTE IM JANUAR 2009

 

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Bereits Ende November, Anfang Dezember streckte der Winter 2008/ 2009 seine Fühler in Richtung südlicher Westerwald aus und bescherte uns einen schneereichen Beginn in die Adventszeit. Anfang Dezember lagen die Schneehöhen dabei zwischen 5cm im Elbbachtal und teils über 20cm auf dem Heidenhäuschen. Im Westerwald wurden sogar Schneehöhen von runden 30cm registriert.

Die Weihnachtsfeiertage selbst, die ja von Groß und Klein gerne in einem weißen Kleid in Form von Schnee verbracht werden wollen, bleiben indes grau-grün und noch verhältnismäßig mild. Man könnte sagen typisches Weihnachtstauwetter, doch gab es zu diesem Zeitpunkt kein Schnee mehr, der hätte abtauen können, dies passierte bereits knapp 1 Woche vor Weihnachten in Form eines kräftigen Tiefs, welches vom Atlantik kommende sehr milde Luft und Regen mitbrachte, der die weiße Pracht förmlich hinwegspülte. Um Weihnachten herum etablierte sich dann ein mächtiges Hochdruckgebiet über Mitteleuropa. Die Feiertage selbst waren dabei noch verhältnismäßig mild, selbst am 1. Weihnachtsfeiertag lagen die Höchstwerte in Hangenmeilingen noch bei runden 5°C und erst in der darauf folgenden Nacht sanken die Werte in den leichten Frostbereich. Dazu wehte ein unangenehm böiger und kalter Ostwind vom Heidenhäuschen herab.

In den folgenden Tagen begann dann die hausgemachte Kaltluftproduktion. Es erfolgte also kein Einfließen kalter Luftmassen aus dem kontinentalen Osteuropa, sondern die eisige Kälte entstand an Ort und Stelle. Durch absinkende Luftmassen aus der Höhe wird die Luft trocken und kann sich stark abkühlen. Besonders in tieferen Luftschichten der Troposphäre entwickelt sich dann ein Kaltluftpolster, während es in höheren Lagen deutlich milder ist. Diese so genannten Inversionswetterlagen sind häufig in den Wintermonaten anzutreffen, wenn sich hoher Luftdruck ausweitet. Entscheidend, ob sich wirklich kalte Luft sammeln kann ist jedoch die genaue Lage des Hochdruckgebietes. Zwar sind diese Hochs sehr langlebig, doch können einige hundert Kilometer, was bei einer Großwetterlage nicht allzu viel ist, entscheidend darüber sein, ob man in milder Hochnebelluft, oder in trockener Frostluft sitzt. Abbildung 1 zeigt, wie sich das Hochdruckgebiet vom Atlantik kommend über Skandinavien und der Nordsee breit macht. Im Kern hatte es einen Bodenluftdruck von rund 1045hPa. Die Tiefs hielten sich zu diesem Zeitpunkt auf einer weit nördlich verlaufenden Bahn auf, die noch oberhalb von Skandinavien verlief.

 

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Abbildung 1: Der Bodenluftdruck über Europa am 26.12.2008 (Quelle: www.wetterzentrale.de)

 

 

Bis zum Jahreswechsel drang der Frost durch meist mäßige Nacht und leichte Tagesfröste etwa 20cm tief in den noch schneefreien Erdboden ein. Anschließend verlagerte sich das unser Wetter bestimmende Hochdruckgebiet nach Südosten, gleichfalls entwickelte sich im Raum Grönland/Island eine neue Hochdruckzone. Zwischen ihr und einem kräftigen Tiefdruckgebiet über Nordostskandinavien und Russland wurde dann der Weg frei für hochreichend kalte Luft aus der Polarregion.

 

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Abbildung 3: Der Bodenluftdruck über Europa am 31.12.2008 (Quelle: www.wetterzentrale.de)

 

 

Am 03.Januar 2009 entstand dann über dem südlichen Teil Norwegens ein kleines Tief, das sich rasch über Polen nach Südosteuropa verlagerte. Hinter diesem Tief konnte deutlich kältere Polarluft nach Deutschland einfließen.

 

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Abbildung 4: Der Bodenluftdruck über Europa am 03.01.2009 (Quelle: www.wetterzentrale.de)

 

Im Übergangsbereich zwischen der gemäßigten Kaltluft und der Polarluft entstand dabei ein großflächiges Schneefallgebiet genau über Deutschland und bescherte vor allem den Gebieten zwischen Ruhrgebiet und Brandenburg teils bis zu 30cm Neuschnee innerhalb weniger Stunden.

 

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Abbildung 5: Hier sieht man das kleine Tief über Ostdeutschland, welches für den Schnee verantwortlich war. (Quelle: www.wetterzentrale.de)

 

Hier mal eine Übersicht der Neuschneemengen vom 06.01.2009:

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Abbildung 6: Neuschneemengen vom 06.01.2009 (Quelle: www.unwetterzentrale.de)

 

In der Nacht zum 06. Januar konnte unter vielfach klarem Himmel und einer teils dicken und frischen Schneedecke erstmals in diesem Winter verbreitet strenger Frost beobachtet werden. Besonders betroffen hiervon waren Ost- und Teile von Mitteldeutschland. Die Restwärme des Tages konnte so ungehindert in den Weltraum abstrahlen, weil eine schützende Wolkendecke, die im Prinzip als eine Art Bettdecke fungiert, gänzlich fehlte. Der Schnee wirkte hier noch zusätzlich kältefördernd, vergleichbar mit einem offenen Gefrierschrank, der unentwegt Kälte produziert und an seine Umgebung abgibt. Förderlich waren zudem nur schwache Luftbewegungen, die ein Durchmischen der Luftmassen verhinderten. In den folgenden Tagen bzw. Nächten kam es immer wieder zu verbreitetem strengen Frost nachts und mäßigem bis strengen Frost tagsüber, so dass viele Gewässer zufroren. Hier mal ein Auszug der Tiefstwerte in 2m Höhe vom 07.01.2009:

 

-29,1°C - Oderwitz/Dorf (sachsen)
-27,7°C - Dippoldiswalde-Reinberg (Sachsen)
-27,5°C - Altenburg (Thüringen)
-27,5°C - Sohland/Spree (Sachsen)
-27,1°C - Rochlitz (Sachsen)
-26,5°C - Lippstadt-Boekenfoerde (NRW)
-26,5°C - Koethen (Sachsen-Anhalt)
-26,2°C - Oschatz (Sachsen)
-26,1°C - Baruth (Brandenburg)
-25,9°C - Langenlipsdorf (Brandenburg)
-25,7°C - Halle-Trotha (Sachsen-Anhalt)
-25,2°C - Holzdorf (Sachsen-Anhalt)
-25,2°C - Garsebach b. Meissen (Sachsen)
(Quelle: www.unwetterzentrale.de)

 

Abschließend nochmals ein Rückblick auf das Tageswetter in Hangenmeilingen zwischen Weihnachten 2008 und Mitte Januar 2009. Darin enthalten auch ein Auszug der Tagesmaxima und Tagesminima beider Hangenmeilinger Wettstationen im Zeitraum vom 26.12.2008 bis 12.01.2009, sowie weitere Bemerkungen zur ungewöhnlichen Kälewelle über Mitteleuropa:

Wetterverlauf in Hangenmeilingen vom 25.12. bis 31.12.2008

Wetterverlauf in Hangenmeilingen vom 01.01. bis 06.01.2009

Wetterverlauf in Hangenmeilingen vom 07.01. bis 12.01.2009