Studien zum Klimawandel in Deutschland im 21. Jahrhundert

Zwar können die Überschwemmungen im Sommer 2002 an der Elbe, oder aber die im Jahr darauf folgende wochenlange Hitzewelle als Einzelereignisse als solches nicht dem anthropogenen Klimawandel zugeordnet werden, sondern ferner das Ergebnis natürlicher Klimaschwankungen sein.

Dennoch kann die in den vergangenen Jahrzehnten verstärkte Häufung von Extremwetterereignissen, nicht nur global gesehen, sondern auch in Bezug auf Deutschland, als ein weiteres Indiz für die klimatischen Veränderungen.

Das Verständnis der weiteren Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland in Bezug auf extremere Wetterereignisse und deren räumlicher Zuordnung sind selbst für die Wissenschaftler ein bislang noch nicht vollständig erforschtes Gebiet. So ist es im Übrigen nicht verwunderlich, dass die im Laufe der letzten Jahre vorgestellten Studien hinsichtlich ihrer Ergebnisse Schwankungen unterlegen sind. Grund für diese Schwankungen sind zum einen die unterschiedliche Beurteilung der gesellschaftlichen Entwicklung hinsichtlich deren zukünftigen Technologie-, Konsum- und Energieverbrauchstrends, die zusammen einen entscheidenden, weil systematisch miteinander verbundenen Faktor ausmachen, sowie auch die zum Teil noch nicht in ausreichendem Maße gewonnenen Kenntnisse über das Klimasystem.

Hier spielen insbesondere die komplexen Zusammenhänge von Land-Wasser Erwärmung und das Abschmelzen der Pole und Gletscher eine gewichtige Rolle.

Trotz dieser weiter gegebenen Unsicherheiten, sind die von den Klimamodellen wissenschaftlicher Institute entworfenen Szenarien eine wichtige Grundlage bereits für die gegenwärtigen, vor allem aber für die zukünftigen politischen Entscheidungsprozesse geworden. Zeichnen sie doch am Ende alle durchaus gravierende Auswirkungen und Veränderungen auch für den Standort Deutschland ab.

 

Studie des Deutschen Wetterdienstes

Einer vom Deutschen Wetterdienst im Frühjahr des Jahres 2008 veröffentlichten Studie zufolge muss man sich in Deutschland in den kommenden 100 Jahren auf erhebliche Klimaveränderungen einstellen, die gleichzeitig einen großen Einfluss auf den gesellschaftlichen Alltag nehmen werden.

Die Klimawissenschaftler des DWD gehen dabei von einer Zunahme der Durchschnittstemperatur zwischen 0,5 bis 2,0°C bis zum Jahre 2050 und bis zu 4°C bis zum Jahre 2100 aus.

Betrachtet man die Auswirkungen, die der globalen Erwärmung bereits heute zugeschrieben werden und setzt diese in Bezug zu der in den vergangenen 100 Jahren bereits in Deutschland stattgefundenen Erwärmung von 0,7 bis 0,9°C, so wird die Dimension dieses weiteren Anstieges und die daraus möglicherweise resultierenden Folgen erst deutlich.

Große Gefahren stellen dabei die in ihrer Häufigkeit, Dauer und Intensität immer wiederkehrende Ausprägung von Hitzewellen dar, da sie sich nicht mehr allein nur auf die Sommermonate Juni bis August beschränken, sondern bereits im Verlaufe des Frühjahrs erstmals in Erscheinung treten und selbst im September noch für hochsommerlich anmutende Wärme sorgen dürften.

Glaubt man den Berechnungen der Modelle, so ist bis zum Ende des 21. Jahrhunderts mit einem rapiden Anstieg der Anzahl der meteorologischen Sommertage und der heißen Tage auszugehen. In Süddeutschland wäre sogar eine Verdopplung der Anzahl der Sommertage von 40 auf 80 und der heißen Tage von 30 auf 60 möglich.

Neben Süddeutschland sind vor allem auch die Bundesländer Sachsen Anhalt und Brandenburg von einer im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlichen Temperaturzunahme betroffen. Glimpflicher kommen der Studie zufolge aller Voraussicht nach die Küstengebiete und die Mittelgebirge davon. Hier soll die Anzahl der Sommer- bzw. heißen Tage nur um zwei bis zehn Tage ansteigen.

Im Winter ist dann ebenfalls eine deutschlandweit deutliche Änderung des Klimas festzustellen. So werden die Winter nicht nur milder und damit schneeärmer, sondern vor allem auch deutlich nasser ausfallen, was vor allem für die Westhälfte Deutschlands gilt

Für die Berechnung der Studie flossen zugleich zukünftige gesellschaftliche Entwicklungen ein, die folgende Punkte umfassten:

- Nach Erreichen des Höchststandes wieder langsame Abnahme der Weltbevölkerung.

- Annäherung der wirtschaftlich globalen Lage.

- Nutzung erneuerbarer Energien, ohne dass diese jedoch den Hauptanteil des täglichen Energiebedarfs stellen

 

Klimaprojektion des Modells „REMO“ vom Max-Planck-Institut in Hamburg

Neben dem Deutschen Wetterdienst haben auch andere Institute Berechnungen für das Klima der Zukunft in Deutschland erstellt. Darunter u. a. das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Die Ergebnisse von „REMO“ ,welches die Fläche Deutschlands in Felder von jeweils 100km² unterteilt und damit als weltweit bislang präziseste Klimaprojektion gilt, sind nicht nur für die Klimaforscher selbst, sondern in gleicher Weise für politische Entscheidungsträger, Katastrophenschützer, Industriebetreiber, die gesamte Landwirtschafts- sowie die Tourismusbranche von großer Bedeutung.

Die aktuellste und vom Bundesumweltamt in Auftrag gegebene Berechnung berücksichtigte dabei auch die voraussichtliche Entwicklung der weltweiten Treibhausgasemissionen.

Die Ergebnisse der Projektion, die sich gesamthaft aus mehreren Billiarden mathematischen und physikalischen Formeln und dutzenden von Einflussgrößen zusammensetzt, lassen sich dabei wie folgt zusammenfassen:

Am Ende des 21. Jahrhunderts wird sich die Jahresdurchschnittstemperatur in Deutschland im Vergleich zur Referenzperiode 1961-1990 um etwa 3-4°C erhöhen, wie Abbildung elf deutlich macht. Stärker hiervon betroffen vor allem der Süden des Landes, während im Norden die Erwärmung etwas moderater ausfallen dürfte.

In Bezug auf die einzelnen Jahreszeiten ist davon auszugehen, dass vor allem im Winter die Temperaturen überdurchschnittlich stark steigen werden, da die Böden immer häufiger schneefrei bleiben und somit aus Osteuropa weniger Kaltluft nach Mitteleuropa gelangt. Auch im Sommer ist mit einem stärkeren Anstieg zu rechnen.
Währenddessen sollten gegenüber heute stark veränderte Luftdruckverhältnisse im Frühjahr für eine vermehrte Zufuhr von Kaltluft aus Skandinavien sorgen, so dass sich die Temperatur im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 1990 hier kaum verändern sollte.

Hinsichtlich der Niederschläge ist zu erwarten, dass sich die Sommer insgesamt trockener gestalten. Hiervon betroffen wären vor allem Südwest- und Nordostdeutschland, wo folglich mit einem niedrigeren Grundwasserspiegel zu rechnen ist, der dann auf Natur und Mensch gleichermaßen, Auswirkungen haben wird.
Im Herbst und im Frühling ist nur mit einem moderaten Anstieg zu rechnen, während vor allem im Winter die Niederschlagsmengen nach „REMO“ stärker ansteigen sollen. Von dem Anstieg betroffen wäre dabei vor allem der Südwesten und Süden sowie generell die meisten Mittelgebirgslagen. Der Anstieg soll dabei zum Teil mehr als 30% gegenüber dem Referenzzeitraum von 1961 bis 1990 betragen. Dies könnte dann eine steigende Hochwasser- gefahr zur Folge haben.
Wenn es nach dem Modell geht, werden sich die Niederschlagssummen zwar nur unwesentlich erhöhen, dafür aber über das Jahr hinweg anders verteilen

Zudem prognostiziert „REMO“ einen verstärkt einsetzenden Schneemangel in den Alpen unterhalb von 1500 Metern. Hier soll sich, wenn man den Prognosen des Modells glauben schenken darf, bis zum Ende des Jahrhunderts keine Schneedecke mehr dauerhaft über Wochen halten können.
Allerdings weist das Modell auch Ergebnisse auf, die man als positiven Nebeneffekt des Klimawandels werten kann. So sollen vor allem Nord- und Ostsee beliebte Reiseziele werden, da die Mittelmeerregion in den Sommermonaten immer häufiger unter zum Teil unerträglicher Hitze leiden wird.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sowohl die Klimaprognosen des DWD, als auch die des Max-Planck-Instituts für Meteorologie zu einem sehr ähnlichen Ergebnis kommen. Beide sehen bis zum Ende des Jahrhunderts eine auf Deutschland gemittelte Temperaturerhöhung von bis zu 4°C voraus. Überdies sind hinsichtlich der Niederschläge und deren jahreszeitlicher Umverteilung und Gebietsschwankungen viele Gemeinsamkeiten erkennbar.