Drucken

Der Kampf um das ewige Eis und das steigende Wasser

Die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels auf Deutschland

 

Für viele der deutschen Mitbürgerinnen und Mitbürger sind es Auswirkungen, die sie bislang nur indirekt zu spüren bekommen, oftmals dann, wenn sie in den Urlaub aufbrechen und einer der betroffenen Gebiete bereisen. Vielmehr betrifft es jedoch all jene Menschen, die in diesen Regionen leben und deren Existenz eng mit der Natur und Landschaft, die sich an diesen Orten in einem tief greifenden Wandel befindet, verbunden ist. Die Rede ist von den Auswirkungen des Meeresspiegelanstieges an der Nordseeküste, sowie der Gletscherschmelze in den Alpen. Es sind beides durch den anthropogenen Treibhauseffekt verstärkte Entwicklungen, die sich meist schleichend und langsam vollziehen, die wir oftmals in einem einzigen Augenblick mit den Augen nicht wahrnehmen, deren Veränderungen über die Jahre hinweg aber gravierende Folgen haben werden.

 

Meeresspiegelanstieg

Nach bisherigen Einschätzungen der Forscher, wird sich der anthropogene Klimawandel in Deutschland am schwerwiegendsten durch den Meeresspiegelanstieg bemerkbar machen.

Dessen Anstieg wurde u. a. auch durch das IPCC, mehrfach belegt. Zuletzt am 02. Februar 2007 in Form des vierten Sachstandberichts, wo für den Zeitraum 1961 bis 2003 auf globaler Ebene ein durchschnittlicher Anstieg von 1,8mm zu verzeichnen war. Nur den zehnjährigen Zeitraum 1993 bis 2003 betrachtet, lag der Anstieg sogar bei im Durchschnitt 3,1mm pro Jahr. Ebenso wurde auf die zukünftige Entwicklung des Meeresspiegels im vierten IPCC - Bericht eingegangen. Hier wird von einer Spanne des Anstieges für das bereits begonnene Jahrhundert zwischen 18 und 59cm ausgegangen.Die unterschiedlichen Ergebnisse der Modellrechnungen haben ihre Ursachen dabei in den verschiedenen Entwicklungsszenarien, wie beispielsweise der Emissionsentwicklung.

Mit dem einhergehenden Meeresspiegelanstieg sind zugleich große Gefahren für die Menschen und das gesamte Ökosystem verbunden. Dabei hängt das Ausmaß dessen, vor allem auch von der tatsächlichen globalen Erwärmung sowie den ökologischen und sozialen Gegebenheiten eines jeden betroffenen Gebietes ab.

An der deutschen Nordseeküste kann davon ausgegangen werden, dass der Meeresspiegelanstieg hier überdurchschnittlich stark gegenüber dem globalen Mittel ausfallen wird. Grund hierfür ist, dass es sich bei der Nordsee und hier insbesondere dem deutschen Küstenstreifen, um ein so genanntes Randmeer handelt, wo die Küsten gegenüber dem Meeresspiegel nur unbedeutend höher angesiedelt sind.

Auftretende zukünftige Sturmfluten und die oftmals ungünstige nordwestliche bis westliche Windrichtung, hätten hier in Verbindung mit dem Anstieg noch fatalere Auswirkungen zur Folge.

Die erhöhte Überflutungsgefahr könnte anschließend Auswirkungen auf die regionale Trinkwasserversorgung nehmen, da einhergehend mit der Flutung von Trinkwasserreservaten gleichzeitig eine Versalzung der Böden verbunden wäre. Zusätzlich würde genannte Versalzung eine deutliche Ertragsminderung für die Landwirtschaft und auch das gesamte Ökosystem bedeuten.

Dieser Sachverhalt wird dabei noch dadurch verstärkt, dass die küstennahen Gebiete Deutschlands wirtschaftlich stark von dem Tourismus, der Fischerei und der Landwirtschaft abhängig sind und die Folgen eines Meeresspiegelanstieges auf die genannten Zweige immens sein könnten.

 

Gletscherschmelze

10966647

(Datenquelle:Leibniz Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Kommission für Glaziologie 2003)

 

Dass es sich bei dem durch den anthropogenen Treibhauseffekt verstärkten Abschmelzen des Gletschereises um ein weithin sichtbares Anzeichen der Klimaerwärmung handelt, wird deutlich, wenn man sich Bilder von Gletscherzungen aus dem vorherigen Jahrhundert anschaut und sie mit dem heutigen Zustand vergleicht. Als Beispiel hierfür sei die Entwicklung des nördlichen Schneeferners auf dem Zugspitzplatt, einem von insgesamt fünf deutschen Gletschern, aufgezeigt. Die beiden Bilder dokumentieren eindrucksvoll den Gletscherrückgang zwischen den Jahren 1890 und 2003.

Bereits in früheren Jahren der Erdgeschichte gab es bedeutende Klima- veränderungen in deren Folge es ebenfalls zum Abschmelzen des Gletschereises kam. Der Unterschied heute liegt allerdings in der rasanten Geschwindigkeit, mit denen sich die Gletscher in den letzten Jahrzehnten auf dem Rückzug befinden.

Verdeutlicht wird dieser Vorgang durch wissenschaftliche Untersuchungen. Sie stellten fest, dass seit Beginn der Industrialisierung, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, bis heute die Gesamtheit aller Alpengletscher in der Fläche um knapp die Hälfte abgenommen haben. Angetrieben wird das Abtauen noch durch einen weiteren Effekt, die Luftverschmutzung. Die dadurch bedingten Schmutzpartikel in der Atmosphäre lagern sich auf den anfänglich weißen Schneeflächen ab und verdunkeln diese.

Hierdurch wird das Sonnenlicht nicht mehr wie früher von den Eisflächen reflektiert, sondern absorbiert, was eine Erwärmung der Eisflächen und letztendlich auch ein schnelleres Abtauen selbiger zur Folge hat, dies nennt man auch den sog. Albedo-Effekt.

Die Zukunft der Gletscher ist dabei ausgesprochen düster. Geht es nach den Prognosen der Wissenschaftler, so dürfte im Jahr 2100 fast der gesamte Alpenraum im Sommer gänzlich eisfrei sein. Noch schneller würde dieser Prozess, bedingt durch die vergleichsweise kleineren Gletscher, in Deutschland ablaufen. Hier ist davon auszugehen, dass bereits in 20 Jahren die Eisflächen der fünf Gletscher komplett verschwunden sein werden.

Die Gefahren, die mit der Gletscherschmelze einhergehen, werden deutlich, wenn man sich deren Bedeutung nicht nur für das gesamte Ökosystem, sondern für den Menschen im speziellen ansieht.

Gletscher gelten als wichtige Süßwasserspeicher in den Alpen. Während sie es im Winter bei kalten Temperaturen in Form von Schnee und Eis speichern, geben sie dieses mit der jahreszeitlichen Erwärmung im Sommer an die tiefer gelegenen Regionen ab. Bedingt durch die Klimaerwärmung werden der Zeitraum und die Fläche, wo die Gletscher das Wasser speichern können jedoch immer kleiner, während die Phase der Süßwasserabgabe immer länger wird.

Zunächst kann es hier in besonders heißen Sommern, aufgrund des hohen Schmelzwasseraufkommens, gepaart mit niederschlagsträchtigen Wetterlagen zu einem Pegelanstieg kommen. Im weiteren Verlauf wird dieses Ungleichgewicht jedoch gegenteilig wirksam.

Die Süßwasserreserven und damit die Trinkwasserversorgung werden drastisch zurückgehen und die Pegel der regionalen Flüsse, welche in den Sommermonaten zu einem großen Teil durch das Schmelzwasser der Gletscher gespeist wurden, rapide absinken. Davon betroffen wären auch die von der Wasserkraft abhängigen Kraftwerke, so dass die Energieversorgung im gesamten Alpenraum zumindest teilweise einen wichtigen Träger verlieren würde.

Doch damit noch nicht genug, bedingt durch die weiter steigenden Durchschnittstemperaturen werden sich ebenso die Schneeverhältnisse in den Alpen immer weiter verschlechtern. Tiefer gelegene Gebiete werden den Wintersporttourismus nicht mehr aufrechterhalten können, so dass den Menschen eine wichtige finanzielle Einnahmequelle verloren geht. Hinzu kommt das Auftauen der Permafrostböden vor allem in den Sommermonaten. Hierdurch kann es zu Erdrutschen kommen und damit ganze Regionen und die Infrastruktur gefährden.

 

Alle Jahre wieder

-

über Sommerhitze, Weihnachtshochwasser und andere Extremwetterereignisse als Form der kurzfristigen Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland

 

Anders als die langfristigen-, lassen sich die kurzfristigen Auswirkungen als Einzelereignis nicht direkt den Folgen des anthropogenen Treibhauseffektes zuschreiben, wenngleich dies in der Öffentlichkeit durchaus häufiger zu beobachten ist. Hier gilt es den Gesamtzusammenhang und die überdurchschnittlich starke Häufung solcher kurzfristigen Extremereignisse zu beachten, damit diese letztendlich doch als Folge der Klimaerwärmung angesehen werden kann.

Die hier getroffene Auswahl an Beispielen zeigt jedoch, dass es sich nicht nur um eine Laune der Natur handelt, sondern vielmehr in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine statistisch nachweisbare Zunahme der Ereignisse zu beobachten ist.

 

Hitzewellen – schweißtreibende Indikatoren des Klimawandels

10967024

 

Die wohl schlimmste Hitzewelle in Europa fand im Jahre 2003 statt. Nach einem ungewöhnlich trockenen Frühjahr in nahezu ganz Europa, waren schon die Monate Juni und Juli überdurchschnittlich warm. Der heiße Sommer gipfelte dann in den ersten beiden Augustwochen in einer noch nie beobachteten Hitzewelle.

Das Extremereignis, das selbst von anerkannten Wissenschaftlern als einer der wenigen Beispiele in direkter Verbindung mit dem begonnenen Klimawandel gebracht wurde, tötete dabei nach längeren Untersuchungen europaweit bis zu 70.000 Menschen, darunter viele Ältere und Kranke.

Sie gilt damit als einer der schlimmsten Naturkatastrophen, die Europa je heimgesucht haben. Von der Hitzewelle betroffen waren vor allem West-, Süd- und Mitteleuropa, wobei die meisten Todesopfer in Italien, Frankreich, Spanien und Portugal, sowie in den mitteleuropäischen Ländern Belgien und Luxemburg zu verzeichnen waren. In Deutschland konnten der Statistik zufolge etwa 7.000 Todesopfer den Folgen der heißen Witterung im Sommer 2003 zugeordnet werden.

Auf meteorologischer Ebene zeigen die Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach ebenfalls, dass es sich bei dem Sommer 2003 um einen wahren Rekordsommer handelte.

Bis auf wenige Ausnahmen im norddeutschen Raum gilt der Zeitraum von Juni bis August als der bislang heißeste in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahre 1901. Die auf die gesamte deutsche Fläche errechnete durchschnittliche Mitteltemperatur lag während dieser drei Monate bei 19,6°C und damit um 3,4°C über dem Referenzwert der Periode 1961 bis 1990.

Auch in Deutschland erreichte der Hitzesommer während der ersten Augusthälfte seinen Höhepunkt. Der höchste Temperaturwert wurde dabei sowohl in Karlsruhe am 09.08.2003, als auch in Freiburg im Breisgau am 13.08.2003 mit jeweils 40,2°C registriert. Auf die gesamte Fläche Deutschlands gesehen waren die beiden Tage des 12. und 13.08.2003 die Höhepunkte dieser Hitzewelle. Verbreitet wurden Höchstwerte von 36 bis 38°C gemessen.

Doch nicht nur die Hitze war in besagtem Sommer außergewöhnlich, sondern auch Sonnenscheindauer und Trockenheit erreichten rekordverdächtige Ausmaße. So ging der Sommer 2003 als der sonnenscheinreichste seit dem Jahre 1951 und als der fünftrockenste seit dem Jahre 1901 in die meteorologischen Geschichtsbücher ein.

Die Folgen dieser lang andauernden trocken-heißen Witterung, waren neben einer oben bereits erwähnten, drastisch gestiegenen Sterberate ferner erhebliche Ernteausfälle und Schäden in der Landwirtschaft, sowie der Vegetation.

Ganze Industrie- und Wirtschaftszweige wurden durch dieses Extremereignis stark getroffen. So mussten beispielsweise Atomkraftwerke ihre Stromproduktion aufgrund mangelnden Kühlwassers in den Flüssen zurückfahren oder ihren Betrieb gar kurzfristig einstellen. Schiffe auf den großen Wasserstraßen des Rheins und der Elbe konnten aufgrund der sehr niedrigen Pegelstände nicht mehr voll beladen werden. Selbst auf deutschen Straßen kam es durch die Hitze zu einer Aufweichung der Asphaltdecken, welche große Schäden und Unfälle verursachte.

 

Stürmische Zeiten infolge des Klimawandels

10967406

Eine weitere Folge des Klimawandels, die sich gleichfalls auf das Wetter in Mitteleuropa auswirken kann, sind Sturm- bzw. Orkantiefs. Hier haben die Wissenschaftler jedoch noch keine genauen Erkenntnisse darüber gewinnen können, in welcher Form diese eine Gefahr für uns darstellen können. War man vor wenigen Jahren noch der Meinung, dass die Häufung solcher Stürme in den kommenden Jahrzehnten zunimmt, zeigen die neuesten Modellsimulationen nun, dass vor allem die Intensität dieser Ereignisse stärkere Ausmaße annimmt, ein vermehrtes Auftreten jedoch nicht in erster Linie auf die Folgen der Erderwärmung zurückzuführen sei.

Da die Bildung von Sturm- oder Orkantiefs von vielen Faktoren, wie beispielsweise der Oberflächentemperatur des Meerwassers, abhängig ist, gilt es hier zunächst noch abzuwarten, bis die Wissenschaftler gesicherte Aussagen über die Häufung und Intensitäten dieser Ereignisse im Zuge des Klimawandels machen können.

Deutlicher wird die Sachlage, wenn man sich die Häufung und Entwicklung von Sturm- bzw. Orkantiefs während der letzten 20 Jahre ansieht. Hier ist sehr wohl nicht nur ein vermehrtes Auftreten, sondern zugleich eine Intensitätssteigerung zu verzeichnen. Auffällig hierbei ist, dass diese meist nicht als Einzelereignis auftraten, sondern oftmals mehrere dieser intensiven Stürme innerhalb eines kurzen Zeitraums Teile Europas und damit auch Deutschland heimsuchten. So geschehen in den Monaten Januar bis März des Jahres 1990, wo insgesamt acht Orkane über Mitteleuropa hinwegzogen

Der Dezember des Jahres 1999 brachte drei schwere Orkane hervor. Unvergessen Orkan „Lothar“, der mit Rekordwindgeschwindigkeiten von 272km/h über Süddeutschland hohe Schäden verursachte und in ganz Europa zu 110 orkanbedingten Todesfällen führte

Unvergessen ist bis heute auch der Orkan „Kyrill“, welcher am 18.01. und in der Nacht zum 19.01.2007 über ganz Deutschland und 19 weitere Länder, vor allem West, - Mittel, - und Osteuropas zog. Es handelte sich dabei bezüglich der betroffenen Fläche um den größten Orkan seit mehr als 20 Jahren, was gleichzeitig die größte Gefahr dieses Orkans war. Frühzeitige Warnungen durch den nationalen, sowie weitere private Wetterdienste, die auch den Medien publik gemacht wurden, ist es wohl zu verdanken, dass in Deutschland dem Unwetter „nur“ elf Menschenleben zum Opfer fielen. Europaweit konnten 43 Tote den direkten Folgen von Kyrill zugeordnet werden. Öffentliche Einrichtungen blieben an diesem Tag geschlossen, Straßen wurden gesperrt und selbst die Deutsche Bahn stellte am Nachmittag des besagten Tages ihren Betrieb deutschlandweit ein.

 

Steigt uns das Wasser bis zum Hals?

Der Zusammenhang von Starkniederschlägen und Klimawandel

10967355

 

Die Ursache für die Zunahme solcher Ereignisse ist dabei auf der physikalischen Ebene zu suchen. Da warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen und speichern kann als kältere Luft und bedingt durch den Klimawandel die Lufttemperatur weiter ansteigen wird, ist davon auszugehen, dass ergiebige und länger andauernde Niederschläge in Zukunft nicht nur häufiger, sondern möglicherweise auch intensiver ausfallen werden als in der Vergangenheit.

Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit stärkerer Hochwässer. Einer Studie des IPCC zufolge wird die Anzahl von Starkniederschlagsereignissen, das heißt mehr als 20mm binnen eines Tages in den kommenden Jahren und Jahrzehnten rasant zunehmen und sich vor allem in Nord- und Mitteleuropa zum Teil sogar verdoppeln. Besonders betroffen, so die Ergebnisse der Studie, wären vor allem all jene Gebiete, wo sich gleichzeitig auch die jährliche Niederschlagssumme bedingt durch den Klimawandel erhöhen würde. Als Beispiel solcher Ereignisse können dabei die „Winterhochwasser“ an Rhein, Mosel und seinen Nebenflüssen in den Jahren 1993 und 1995, die „Oderflut“ 1997, das „Pfingsthochwasser“ im Alpenraum 1999 oder aber die „Jahrhundertflut“ an der Elbe im Jahre 2002 angesehen werden.

Die Folgen, die eine Zunahme von Starkniederschlägen nach sich ziehen, sind dabei recht vielseitig. Einen wichtigen Faktor spielt aber auch hierbei die Einflussnahme des Menschen. Durch Veränderungen der Landnutzung, wie beispielsweise der Zerstörung von Feuchtgebieten, Bodenversiegelungen und Flussbegradigungen, können sich durch Starkniederschläge immer schnellere und immer großflächigere Hochwässer entwickeln. Dies stellt insofern eine Gefahr dar, als dass sich die besiedelten Gebiete durch die Urbanisierung den Flussläufen mehr und mehr annähern und die Schäden damit deutlich ansteigen.

Vor allem die an den großen Wasserstraßen befindlichen Industriebetriebe sind bei einer möglichen Überflutung ein großes Sicherheitsrisiko, da dadurch Trinkwasserverunreinigungen und Infektionskrankheiten ausgelöst werden können, die eine Vielzahl von Menschen betreffen und die Landwirtschaft durch eine Vergiftung der Böden nachhaltig schädigen würde. Verbunden mit einer weiter voranschreitenden Gletscherschmelze und der Schneeschmelze, sind im Frühjahr vor allem all jene Flüsse betroffen, die ihren Ursprung im süddeutschen Raum haben. Im Herbst und Winter ist es hingegen vor allem der Westen Deutschlands, der der verstärkten Tiefdrucktätigkeit, welche sich vom Atlantik kommend auf West- und Mitteleuropa ausbreitet, ausgesetzt ist. Das von den Klimamodellen prognostizierte Zukunftsszenario, das im Winterhalbjahr vor allem weite Teile von Westdeutschland von ergiebigeren Niederschlägen betroffen sind, konnte bereits im Winter 1993/ 1994 mit dem „Weihnachtshochwasser“ an Rhein und Mosel eindrucksvoll beobachtet werden:

Im November des Jahres 1993 herrschte zunächst noch stabiles Hochdruckwetter über Teilen Mitteleuropas. Doch mit dem Monatswechsel stellte sich zugleich die Wetterlage grundlegend um. Es etablierte sich eine über Wochen hinweg andauernde und intensiv ausgeprägte Westwetterlage, bei der Tiefdruckgebiete auf immer der gleichen Zugbahn vom Atlantik kommend über West- und Mitteleuropa zogen. Bedingt durch die Orographie in den Einzugsgebieten oben genannter Flüsse und Nebenflüsse, stauten sich die Wolken an Schwarzwald, Eifel, Sauerland und Westerwald und sorgten besonders dort für hohe Regensummen.

Da die Böden komplett gesättigt waren und selbst in den Gipfellagen der Mittelgebirge der Niederschlag zumeist als Regen fiel, wurden die Wasser- massen ungehindert von den Gebirgszuflüssen in die großen Flusstäler weitergegeben. Die Hochwasserwelle sollte sodann pünktlich zu den Weihnachtsfeiertagen vor allem an Mosel und Rhein für ein Jahrhunderthochwasser sorgen. In Köln stieg der Rhein auf 10,63 Meter und blieb damit nur sechs Zentimeter unter dem historischen Höchststand aus dem Jahre 1929. In Koblenz, wo Mosel und Rhein zusammenfließen, wurde gar ein neuer Rekordwert von 9,49 Metern registriert.

Auch nach dem Jahre 2002 gab es an Mosel, Rhein und seinen Nebenflüssen größere Hochwässer. So geschehen im Winter 2002/ 2003, dem Winter 2004/ 2005, dem Sommer 2005, dem Frühjahr 2006 und schließlich dem Sommer 2007.

Die oben geschilderte Einflussnahme des Menschen in das Landschaftsbild, aber auch die durch die Klimaerwärmung immer häufiger bis in die Kammlagen der Mittelgebirge fallenden Niederschläge in Form von Regen, lassen großflächigere Überschwemmungen an Rhein, Main, Mosel, Neckar und deren Nebenflüssen in Zukunft immer wahrscheinlicher werden.

Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen sind dabei immens. So beliefen sich die Schäden, die aus dem Weihnachtshochwasser an Rhein, Mosel und seinen Nebenflüssen entstanden waren, auf heute umgerechnet 400 Millionen Euro. In erster Linie hiervon betroffen sind die Anwohner, die in direkter Nähe zu den Flüssen wohnen. Sie müssen in fast schon regelmäßigen Abständen innerhalb kürzester Zeit zunächst ihr Hab und Gut aus den unteren in die oberen Etagen des Hauses verfrachten, um dann hilflos mit ansehen zu müssen wie die braune Flut Zentimeter für Zentimeter an Boden gut macht und Besitz vom Haus ergreift. Ein paar Tage später gilt es Haus und Wohnung vom Dreck, den die Wassermassen zurückgelassen haben, zu befreien und die Schäden zu beseitigen. Neben den Wasserschäden an Gebäuden werden Straßen in Mitleidenschaft gezogen und Brücken bzw. Uferbefestigungen beschädigt. Hierfür sorgt nicht nur das Wasser selbst, sondern vor allem der mitgeführte Unrat, wie beispielsweise Äste und Baumstämme, die durch die Wassermassen mitgerissen werden. Die Straßensperrungen, die aufgrund von Reinigungsarbeiten oftmals noch Tage nach dem Hochwasser aufrecht gehalten werden, stellen nicht nur die Anwohner vor eine harte Geduldsprobe.

Nicht zu verachten sind zudem die durch ein mehrtägiges Hochwasser entstehenden wirtschaftlichen Schäden. Vor allem der Rhein, der wegen seiner Süd-Nord-Ausrichtung und der direkten Verbindung zum offenen Meer zu einer der wichtigsten Wasserstraßen des Landes zählt, ist hiervon betroffen. Denn infolge von stark steigenden Wasserständen und einer stärkeren Strömung besteht die Havarie von Schiffen oder die Beschädigung von Brücken, so dass aus diesen Gründen die Schifffahrt komplett eingestellt werden muss. Diese Auswirkungen bekommen folglich nicht mehr nur die Anrainer der Flüsse zu spüren, sondern können auch andere Teile der Gesellschaft betreffen. Beispielsweise dann, wenn durch ein Schifffahrtsverbot keine Öllieferungen mehr aus dem Hafen in Rotterdam erfolgen können oder aber die fristgerechte Auslieferung von Produktionsgütern an Industriebetriebe nicht eingehalten werden kann und es so zu Engpässen in der Produktion oder gar Ausfällen kommt. Als ökologische Folgen sind verstärkte Erosionen sowie die Zerstörung von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen zu nennen.